Relacja z Pragi (DE)

EU_flag_LLP_PL-01                              Barbara Nowakowska-Drozdek
Im Rahmen vom Grundtvig Freiwilligenprojekt für Senioren „Zeig was du kannst! Senioren gemeinsam für europäische Integration“ absolvierte die zweite Staffel des Vereins „Policultura“ aus Berlin das dreiwöchentliche Volontariat bei „Klub Polski“ in Prag.
In der Zeit von 5.08. bis 25. 08. 2014 konnten die zwei Projektteilnehmerinnen – Danuta Kwiecien und Barbara Nowakowska-Drozdek die Geschichte und Gegenwart der polni- schen Exilorganisation in Prag kennenlernen, mit den Prager Kollegen zusammenarbeiten, wie auch die UNESCO Kulturstadt ausführlich kennenlernen.

Sie waren für den Gastaufenthalt in Prag gut vorbereitet. Ausgestattet mit diversen polnischen und deutschen Reiseführern waren sie fest entschlossen, das Maximum an den Sehenswürdigkeiten und Kulturdarbietungen der Stadt wahrzunehmen. Vor allem aber freuten sie sich auf die neuen Aufgaben bei ihren Gastgebern.
Die Übernahme der Projektteilnehmerinnen aus Berlin am Hauptbahnhof Hlavni Nadrazi verlief reibungslos. Sie wurden von dem Projektkoordinator Michal Chrzastowski und seinen Kollegen Kazimierz Towornicki abgeholt, ins Hotel gebracht und über den „Klub Polski“ informiert. Es wurden ihnen auch die Monatskarten und das Bargeld in Höhe von jeweils 12.000 CK ausgehändigt.
Man vereinbarte gemeinsam erste Arbeitstermine (ein Besuch im „Haus der Nationalen Minderheiten“ -dem Ortsitz des „Klub Polski“, einen Ausflug in die Prager Gegend -Karlstejn etc. und einen Grillabend mit Musik), wobei man jedoch den Gästen großzügige Freiräume für die Selbsterkundung der Stadt einräumte.
Von dem letzten machten die beiden Berlinerinnen reichlich Gebrauch und wanderten stundenlang durch die Kleinseite, Alt- und Neustadt. In den drei Wochen besichtigten sie annährend alle Hauptsehenswürdigkeiten des historischen Kerns der Innenstadt wie: Prager Burg, Josefov, Altstädter Ring, Karlsbrücke, Wenzelplatz mit dem Jan Palach und Jan Zajic Denkmal, Kloster Strahov und Loretta aber auch das historische Komplex in Vysehrad.
Sie begeisterten sich für die zahlreichen Gartenanlagen (Burggärten, Barockgarten Vrtba, Rosen- und Englischer Garten auf dem Petrin Hügel).
Angezogen von der Musikalität Prags nahmen sie an den Konzerten in Clementinum teil. (Candlelights Konzert in der St. Salvador-Kirche am 10.08. und Mozart Konzert in der Spiegelkapelle am 17.08).
Sie besuchten Museen und diverse Ausstellungen: Kunstgewerbemuseum, die Schatzkammer und die Ausstellung der historischen Gefährte in der Prager Burg Anlage, wie auch die Ausstellung der koreanischen Künstlerin JaeEun Choi über die Natur der Zeit im Hl. -Agnes- Kloster.
Der wichtigste Teil des Prager Aufenthalts blieb aber die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des „Klub Polski“.
Am 7.08. fand das Zusammentreffen der Repräsentanten beider Exilorganisationen in den Räumlichkeiten des „Klub Polski“ im Haus der Nationalen Minderheiten statt. An den Gesprächen nahm, neben den Gastgebern, eine Studentin des Kunstmanagements aus Krakau, die bei denen gerade das Praktikum machte, teil. Die Gäste aus Berlin befassten sich mit der bewegten Geschichte des Klubs (1887 – 2014) und dessen Gegenwart. Sie bekamen diverse Infomaterialien. Besonders interessant war für die Berlinerinnen die Kooperation des „Klub Polski“ mit dem Ossolineum in Breslau. Nach der großen Flut in Prag im Jahr 2002 konnten einige geschädigten historischen Dokumente von der polnischen Kultureinrichtung gerettet werden. Die vielseitige Arbeit des Klubs, die Kooperation mit den Vertretern anderer Nationen im selben Haus und die Öffnung zur tschechischen Seite erweckte Bewunderung und brachte den aufmerksamen Zuhörerinnen einige wertvolle Anregungen für die Zukunft. Die wichtigste Inspiration war die Unterstützung der Herausgeberreihe der zweisprachigen Bücher. Die Präsentation der Autoren, die entweder in den beiden Sprachen (Polnisch/Tschechisch) schreiben oder in einer und sich oft selbst in die andere Sprache übersetzen. Schon an diesem Nachmittag konnten sie das erste Exemplar gerade erschienenen Gedichtsbands „Pisze bo jestem/ Pisu protoze jsem“ in den neugierigen Händen halten. Sie wussten noch nicht, dass sie eine von den Dichterinnen- Anna Kaczmarska schon an dem gleichen Abend kennen lernen werden. Bei späterem Treff bekamen sie noch die zweisprachige Ausgabe des Ryszard Krynicki Gedichtsbands „Kamien, szron/Kamen, jinovatka“ geschenkt.
Im Laufe des Nachmittags entwickelte sich eine ganze Reihe interessanter Gespräche sowohl zwischen den Projektteilnehmern, als auch zwischen den Generationen, von denen alle Beteiligten profitieren konnten. Einschließend machten die Hauptakteure einen Spaziergang am Moldauufer und ließen den Tag in einem vietnamesischen Restaurant ausklingen lassen.
Am 12.08.kam der vereinbarte Ausflug nach Karlstejn zustande. Zwei Mitglieder des „Klub Polski“ –Kazimierz Towornicki und Elzbieta Grosseova entführten die Berlinerinnen in die Gegend von Prag und zeigten ihnen außer der Burganlage auch andere Sehens- würdigkeiten auf dem Rückweg. Den Rest des Tages verbrachte man gemeinsam auf der Datscha von Kazimierz… bei Grillwürstchen, Bier und/oder Wein. Man lernte sich kennen, entwickelte gegenseitige Sympathie und freute sich desto mehr auf das Wiedersehen in Berlin, da die beiden schon am ersten September zum Austausch nach Berlin kommen sollten.
Ein besonderes Ereignis stellte die Vernissage der Ausstellung von Elzbieta Grosseova dar. Sie fand am 21.08. im Eckturm des Neustädter Rathauses statt. Die Künstlerin präsentierte ihre ausdruckstarken und bewegenden Skulpturen auf mehreren Etagen. Dieses Ereignis bot auch eine neue Plattform für den Austausch mit den Gastgebern und deren Gästen wie mit dem Kurator beider Ausstellungen von Elzbieta Grosseova (Breslau und Prag). Unter Repräsentanten des „Klub Polski“ befanden sie sich auch Krystyna Olaszek-Kotynek und Jiri Kotynek, die im Frühling dieses Jahres als die erste Volontärstaffel in Berlin gastierten. Während des Abends entwickelten Krystyna Olaszek-Kotynek, Danuta Kwiecien und Barbara Nowakowska-Drozdek die Idee eines „Erasmus“ Projekts – Studentenaustausch zwischen Berlin, Prag und Warschau im Bereich Tierforschung (seltene Tiere).
Ähnlich erfolgreich verlief die Zusammenarbeit am 24.08. Im lockeren Gespräch nach dem gemeinsamen Besuch im Botanischen Garten entwickelten Michal Chrzastowski i Barbara Nowakowska-Drozdek einige Ideen zur Konzeption einer Fotoausstellung, die die gegenwärtige Arbeit des „Club Polski“ dem breiten Publikum präsentieren sollte.
Der Aufenthalt in Prag war für die beiden Projektteilnehmerinnen aus Berlin in jeder Hinsicht sehr gelungen. Sie lernten nicht nur die differentia specifica der Arbeit von Exilpolen in Prag aber auch viele interessante Menschen kennen. Von Prag ganz abzusehen.
Bis zum Tag der Abreise am 25.08. fühlten sie sich bei ihren Gastgebern ernst genommen und gut aufgehoben. Michal Chrzastowski i Kazimierz Towornicki standen ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite, wie z.B. die Begleitung zum Bahnhof und die Übernahme der Kosten der Taxifahrt wg. des Kofferdefekts.
Bedauernsweise kam das angekündete Treffen mit dem Vorsitzenden des Vereins – Herrn Wladyslaw Adamiec nie zustande.
Zu dem besonderen persönlichen Gewinn bei dem Prager Aufenthalt zählt auch die Freundschaft, die zwischen Danuta Kwiecien und Barbara Nowakowska-Drozdek in den drei Wochen entstanden ist.

Für alle diesen schönen Eindrücke und Erlebnisse, wie auch für die Möglichkeit „des Lernens auch im Seniorenalter“ gebührt der Dank der beiden Berlinerinnen allen Projekt- beteiligten in Prag, vor allem jedoch dem Projektleiter und Projektgeber Herrn Boguslaw Fleck von „Policultura“ Berlin.

 Vielen herzlichen Dank.                                                                                                Berlin, den 11.09.14